DGS und DGGG kooperieren für eine verbesserte schmerzmedizinische Versorgung von Patientinnen mit gynäkologischen Erkrankungen

DGS und DGGG kooperieren für eine verbesserte schmerzmedizinische Versorgung von Patientinnen mit gynäkologischen Erkrankungen

Berlin, 27.03.2024. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) haben die gemeinsame Bereitschaft zu einer verstärkten Kooperation angekündigt, um die schmerzmedizinische Versorgung von Patientinnen mit gynäkologischen Erkrankungen zu verbessern. Den Auftakt der Zusammenarbeit bildete ein gemeinsames Symposium beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag, bei dem Expertinnen und Experten beider Disziplinen wesentliche Indikationen an der Schnittstelle zwischen Gynäkologie und Schmerzmedizin diskutierten: Endometriose, Migräne sowie chronischer Unterbauchschmerz (chronic pelvic pain). Weitere gemeinsame Fortbildungen und die Entwicklung gemeinsamer Publikationen sind geplant.

„Schmerzen spielen in der Gynäkologie eine große Rolle“, betonte Professorin Dr. Barbara Schmalfeldt, Präsidentin der DGGG und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), zu Beginn des Symposiums. Dazu gehören die schmerzhafte Regelblutung, die Endometriose, Tumorerkrankungen sowie der chronische Unterbauchschmerz. Da Gynäkologinnen und Gynäkologen oft eine hausärztliche Funktion für viele Frauen übernehmen, sind sie auch bei Kopfschmerzen und Migräne gefragt. Die Kooperation mit der DGS kann nun dazu beitragen, die schmerzmedizinische Expertise auszuweiten.

Aus Sicht der Schmerzmedizin ist es wiederum wichtig, die Besonderheiten der Frauen stärker zu berücksichtigen, sagte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS. Dies betrifft sowohl die Diagnostik als auch die medikamentöse Therapie, bei der geschlechtsabhängige pharmakokinetische Unterschiede beachtet werden müssen. Das Ziel der Kooperation ist es, sich gegenseitig in der Fortbildung, im Austausch wissenschaftlicher Grundlagen sowie durch Publikationen zu unterstützen.

Endometriose – eine schmerzhafte gynäkologische Erkrankung
Eine belastende gynäkologische Erkrankung, die mit starken Schmerzen einhergeht, ist die Endometriose. „Diese Erkrankung reduziert die Lebensqualität und führt zu weitreichenden Einschränkungen im täglichen Leben, unter anderem durch starke Schmerzen“, sagte Professorin Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriose-Zentrums an der Berliner Charité und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Endometriose e.V. (AGEM). Die Diagnose wird oft erst nach einer Verzögerung von bis zu zehn Jahren gestellt. Frauen mit Endometriose bleiben oft ungewollt kinderlos und es kommt in vielen Fällen zu einer Chronifizierung der Schmerzen. Komorbiditäten wie Erschöpfung und Depressionen treten nicht selten auf. Oft bessern sich die Symptome erst in der Menopause.

Die ideale Therapie ist multimodal. In der ersten Stufe kommen beispielsweise Entspannungstechniken, Akupressur, Mönchspfeffer und Butylscopolamin zum Einsatz, danach Hormone und im nächsten Schritt eine chirurgische Entfernung der EndometrioseHerde. Mechsner betonte, dass Gynäkologinnen und Gynäkologen an die Schmerztherapie denken sollten. Ergänzend können physiotherapeutische und psychotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein.

Migräne – Frauen etwa fünfmal so häufig betroffen wie Männer
Die Migräne ist zwar keine ausschließlich weibliche Erkrankung, Frauen sind jedoch etwa fünfmal so häufig betroffen wie Männer, sagte Prof. Dr. Hartmut Göbel, Leiter der Schmerzklinik Kiel und des DGS-Exzellenzzentrums Kopfschmerz. Die Migräne führt wie die Endometriose zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität und kann in der chronifizierten Form häufig psychische Komorbiditäten wie Depressionen auslösen. Obwohl der Einfluss von Östrogen auf die Migräne häufig diskutiert wird, ist die Erkrankung keine Indikation für eine hormonelle Antikonzeption. Östrogenhaltige Kontrazeptiva sind nicht grundsätzlich kontraindiziert, es ist jedoch ein erhöhtes Schlaganfallrisiko zu beachten. Daher ist es wichtig, dass sich sowohl Schmerzmediziner als auch Frauenärzte mit Migräne und hormoneller Kontrazeption auseinandersetzen.

Chronischer Unterbauchschmerz kann unterschiedliche Ursachen haben
Auch der chronische Unterbauchschmerz beschäftigt sowohl Gynäkologen als auch Schmerzmediziner, sagte Prof. Dr. Heribert Kentenich, Fertility Center Berlin. Neben der Endometriose kommen zahlreiche weitere Ursachen in Frage, wie das chronische Blasenschmerzsyndrom, gastrointestinale Erkrankungen, neuromuskuläre Erkrankungen wie die Fibromyalgie und nicht zuletzt auch psychische Ursachen. Es ist wichtig, den Frauen Zeit zu geben, ihr Schmerzerleben zu schildern, und empathisch damit umzugehen. Eine tragfähige Arzt-Patientinnen-Beziehung ist der erste Schritt zur erfolgreichen Diagnose und Therapie.

DGS und DGGG planen weitere interdisziplinäre Angebote
Nach dem Auftakt beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag planen die beiden Fachgesellschaften DGS und DGGG nun weitere Fortbildungsveranstaltungen, um Synergien zu nutzen und voneinander zu lernen. Zudem sollen gemeinsame Leitfäden und curriculare Angebote entwickelt werden, um Ärztinnen und Ärzte in der Praxis zu unterstützen.

Weiterführende Links: www.dgschmerzmedizin.de
https://www.dggg.de

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Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

 

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